Finder
Sommerpalais und Fürstlich Greizer Park
Schönes Refugium im Elstertal
An den Ufern der Weißen Elster findet sich die „Perle des Vogtlands“. Vor allem die Ältere Linie der Grafen von Reuß hinterließ ihre Spuren, 1778 wurden sie in den Fürstenstand erhoben. Ihr frühklassizistisches Sommerpalais bildet mit dem weitläufigen Landschaftsgarten ein einmaliges Gesamtkunstwerk. Die Giebelinschrift „maison de belle retraite“ verrät das Palais als fürstlichen Rückzugsort. Heute beherbergt es die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz mit dem „Satiricum“.
Als Stammvater des Hauses Reuß gilt Erkenbert I. (um 1090–1163/1169), Herr von Weida. Dessen Nachkommen fungierten als Vögte des Reiches. Von Kaiser Heinrich VI. (1050–1106) waren sie mit dem Vogtland belehnt worden – und um den Kaiser zu ehren, nannten sie von da an ihre männlichen Nachkommen Heinrich. Irgendwann schienen die „Heinrichinger“ aber selbst etwas den Überblick zu verlieren und so beschloss der Familienkonvent im Jahr 1664, dass der Namen durch Ziffern genauer zu bezeichnen sei. Dabei zählten die beiden Hauptlinien jeweils für sich selbst und genauso die Nebenlinien. Eine der herausragenden Persönlichkeiten im Geschlecht der Reußen ist Heinrich XI., Fürst Reuß Älterer Linie. Er liebte die Wissenschaften und Kunst, gründete eine Hofbibliothek, begeisterte sich für Gartenkunst und ließ in Greiz das Sommerpalais errichten. 1778 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben.
Nachdem die Untergreizer Linie des Hauses Reuß ausgestorben war, fielen deren Besitztümer an die Grafschaft Reuß-Obergreiz und damit an Heinrich XI. Ältere Linie. Dieser ließ im Lustgarten in der Elsteraue, unterhalb des Schlossbergs, ein Sommerpalais errichten. Es sollte das repräsentative architektonische Symbol der nun wiedervereinigten Herrschaft sein. Heute zählt das Sommerpalais zu den frühesten klassizistischen Bauten Mitteldeutschlands. An der Stelle des Palais hatte zuvor ein Vorgängerbau gestanden, dessen einzelne Funktionen mit Orangerie, Repräsentationsräumen und Wohnräumen aufgegriffen wurden. Nach 14 Jahren fanden die Arbeiten mit der Vollendung des Gartensaals im Erdgeschoss ihr Ende. Durch seine imposanten Proportionen und seine vornehme klassizistische Stuckausstattung gehört der Raum zu den anspruchsvollsten Raumkunstwerken Thüringens. Heute beherbergt das Sommerpalais die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz mit mehr als etwa 1.000 Druckgrafiken, mehreren tausend historischen Landkarten sowie Karikaturen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die zeitgenössischen Karikaturensammlung „SATIRICUM“ wurde 1975 als nationale Karikaturensammlung der DDR und eigenständige Abteilung des Museums eingerichtet. Planmäßig wurden künstlerisch anspruchsvolle Arbeiten von Karikaturisten und Pressezeichnern der DDR erworben. Heute stellt die Spezialsammlung mit ca. 10000 Blatt einen hervorragenden satirischen Bilderfundus zur DDR-Zeitgeschichte dar.
Mit dem Bau des Sommerpalais wurde auch der Garten umgestaltet – unter anderem entstand das Pinetum, eine einzigartige Sammlung heimischer und exotischer Nadelgehölze. Die 1873 geplante Eisenbahntrasse hätte den Park zerstört, aber die Familie Reuß protestierte. Man verhandelt und die Trasse wurde verlegt. 1799 zerstörte ein Hochwasser den Lustgarten, der zwischen 1827 und 1830 umgestaltet und erweitert wurde. Engagiert wurde der Muskauer Gartendirektor Carl Eduard Petzold. Nach dessen Ideen sollte der Park neu gestaltet werden. Die konkrete Umsetzung übernahm Rudolph Reinecken, der zwar viele Ideen Petzolds verwirklichte, aber bei der Wegeführung oder der Baum- und Strauchbepflanzung eigene Akzente setzte. Heute gilt die Anlage als unvergleichbares Beispiel spätklassizistischer Gartenkunst. Höhepunkte sind neben dem Pinetum der etwa acht Hektar große Binsenteich, die Lindenallee sowie die Rotunde. Der nach einem Hochwasser 2013 wieder hergestellte Pleasureground und der Blumengarten sind im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts ausgestattet, mit reichen Schmuckbeeten und Kübelpflanzen. Zudem bietet der Garten herrliche Aussichten, beispielsweise hinüber zum Weißen Kreuz.
Ausstattungsmerkmale
Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung mit Satiricum
April–September: Di–So 10:00–17:00 Uhr
Oktober–März: Di–So 10:00–16:00 Uhr
Oster- und Pfingstmontag geöffnet
24./25./31.12. und 1.1. geschlossen
Park/Garten
bis Einbruch der Dunkelheit
Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung mit Satiricum
07973 Greiz
Schlossverwaltung Sommerpalais Greiz
07973 Greiz
Parkverwaltung Fürstlich Greizer Park
07973 Greiz
Fördervereine
Freundeskreis Greizer Park e.V.
PF 1161
07961 Greiz
Führungen nach Vereinbarung (mindestens 10, maximal 25 Personen)
Erwachsene: 4,- €
ermäßigt: 2,- €
gebührenpflichtiger Parkplatz für PKW 300 Meter entfernt oder kostenfreier Parkplatz für 2 Stunden 250 Meter entfernt
Küchenhaus