Finder
Kloster und Schloss Mildenfurth
Wünschendorf: aus einer Kirche wird ein Schloss
Schloss Mildenfurth in der Nähe von Weida ist eine Kuriosität unter den Thüringer Baudenkmälern. Ursprünglich wurde es im Jahr 1193 von Heinrich II. Vogt von Weida als Prämonstratenserkloster gegründet. Doch im 16. Jahrhundert wurde die dreischiffige Basilika des Klosters in ein Renaissanceschloss verwandelt. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Kunstspeicher mit Werken des bekannten Bildhauers Volkmar Kühn. Wer aus Richtung Wünschendorf kommt, kann auf seinem Weg Richtung Schloss zudem eine historische Holzbrücke überqueren.
Dass es sich beim heutigen Schloss Mildenfurth einstmals um eine romanische Klosterkirche handelte, lässt sich nur noch an einigen wenigen Resten erkennen. Gegründet wurde das Kloster im Jahr 1193 durch Heinrich II. Vogt von Weida und dessen Frau Berta. Mildenfurth sollte ihnen als Hauskloster und Grablege dienen, nebenbei war es eines der wenigen Prämonstratenserklöster in Thüringen. Die ersten Mönche stammten aus dem Magdeburger Mutterkloster Unser Lieben Frauen. Das Konvent entwickelte sich zu einem geistlich-kulturellen Zentrum der Region. Durch Flößerei, Silberbergbau und Landwirtschaft gewann es wirtschaftlichen Einfluss und Reichtum. Die dreischiffige Basilika wurde vermutlich zwischen 1200 und 1230 über einem kreuzförmigen Grundriss errichtet. Ihre Architektur spiegelte den Übergang von der Romanik zur Gotik wider. Die Bauplastik der spätromanischen Kirche stand in Beziehung zu den rheinischen Bauhütten, die unter anderem auch auf der Wartburg oder in Naumburg tätig waren. Nachdem die Vögte von Weida im 15. Jahrhundert zusehend an Einfluss verloren und obendrein in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, mussten sie ihre Stammherrschaft samt dem Kloster Mildenfurth an die Wettiner abtreten. 1529 wurde das Konvent aufgegeben und wenig später an Matthes von Wallenrod verkauft. Dieser ließ die Klosterkirche daraufhin in ein Renaissanceschloss umbauen.
Matthes von Wallenrod kann entweder als Zerstörer der alten Klosterkirche gesehen werden, oder als Bauherr von etwas ganz Neuem. Wallenrod stand in kursächsischen Diensten, war Berater von Kurfürst Johann Friedrich I. dem Großmütigen (1503–1554) und Hauptmann der Veste Coburg – und so weist auch sein Schloss bauliche Bezüge nach Sachsen auf. Der neue Schlossherr ließ den westlichen Teil des Mittelschiffs und alle Seitenschiffe abtragen. Das Kirchenportal wurde teilweise abgebrochenen, das frühere Westportal zum Schlosstor umfunktioniert. Es entstand ein von Türmen markierter Zentralbau, dessen vier Flügel um die einstige Vierung der Klosterkirche angeordnet sind. Das Schloss wurde zudem von einer sechs Meter hohen Mauer umgeben, mit Schlüsselscharten, Wehrgang und runden Ecktürmen. Dass sich die Reste des mittelalterlichen Klosters mit dem Renaissanceschloss perfekt zusammenfügen, macht den besonderen Reiz von Mildenfurth aus.
Kloster und Schloss Mildenfurth bilden heute ein Ensemble mit dem benachbarten Künstlerhaus. 1968 ließ sich der Künstler Volkmar Kühn in einem früheren Wirtschaftsgebäude neben der zum Schloss umgebauten Klosterkirche nieder. Auf den Freiflächen und im Kellergewölbe des Schlosses präsentierte Kühn rund 30 Jahre lang seine plastischen Arbeiten aus gebranntem Ton und Bronze. Seit 2022 ist ein wichtiger Teil seines Werks im östlich gelegenen Kunstspeicher, einer ehemaligen Landwirtschaftshalle, versammelt, zusammen mit Werken von Marita Kühn-Leihbecher. Vor dem Westportal nimmt Kühns Bronzeplastik „Mildenfurther Kreuzmensch“ Bezug auf die sakralen Ursprünge des Areals.
Am Kloster Mildenfurth 3 | 07570 Wünschendorf/Elster | T: 03 66 03 – 8 82 76
Ausstattungsmerkmale
Besuchsadresse
auf Anfrage zu besichtigen
Führungen auf Anfrage: stift@klostermildenfurth.de
Parkmöglichkeiten für 30 PKW in 100 Meter Entfernung, Zufahrt mit Bussen eingeschränkt möglich