Schloss Friedenstein und Herzoglicher Park Gotha - Größtes Investitionsobjekt der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Schloss Friedenstein gilt als größter frühbarocker Bau in Deutschland. Seine Sanierung bei laufendem Betrieb gehört zu den umfangreichsten und anspruchsvollsten denkmalpflegerischen Aufgaben nicht nur in Thüringen. Hierfür stehen 110 Millionen Euro für Maßnahmen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) bereit, je zur Hälfte finanziert von Bund und Land. Für mehr als 13 Millionen Euro davon sind schon Arbeiten umgesetzt. Mit der Fördersumme können folgende Schwerpunkte umgesetzt werden:

  • vollständige Sanierung von Westflügel und Westturm einschließlich Fassaden und Arkadenpfeilern
  • Grundsicherung von Sicherheits- und Haustechnik im gesamten Schlossgebäude
  • Sanierungsmaßnahmen in Ostturm und Teilen des Ostflügels für die Nutzung durch die Forschungsbibliothek Gotha
  • Notsicherungsmaßnahmen im Nordflügel

Auch vor Beginn des großen Förderprojekts ist schon viel passiert: Dem Bund-Land-Förderprogramm gingen bereits Investitionen der STSG im Umfang von rund 20 Millionen Euro voraus. Seit der Übergabe der Liegenschaft durch die Stadt Gotha 2004 hat die STSG also bisher insgesamt mehr als 33 Millionen Euro in Schloss Friedenstein und den Herzoglichen Park investiert, so viel wie in keine andere ihrer Liegenschaften seit Gründung 1994. Hinzu kommen die Parkpflege und die Ausgaben für den kontinuierlichen Bauunterhalt.

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Schloss Friedenstein

Die erheblichen Aufwendungen für Schloss Friedenstein ermöglichten große Schritte, zeigten aber auch den großen Sanierungsbedarf in allen Teilen des Schlosses. Das überzeugte – 2016 stellte der Deutsche Bundestag der STSG 30 Millionen Euro für die Sanierung von Schloss Friedenstein zur Verfügung, das Land Thüringen finanziert in gleicher Höhe mit. In Abstimmung mit den Zuwendungsgebern wurden die Maßnahmen in mehrere Teilprojekte gegliedert. Dieses Vorgehen ermöglicht es, mehrere aufeinander abgestimmte Teilmaßnahmen weitgehend unabhängig voneinander voranzutreiben. Die Planungen konnten nach Abschluss der Finanzierungsvereinbarung 2017 beginnen. 2019 begann die Dachsanierung (Dachstuhl, Deckentragwerke, Schieferdeckung) am 100 Meter langen Westflügel. Sie wurde planmäßig Ende 2021 fertiggestellt. Parallel zur Dachsanierung begannen die Arbeiten am neuen Treppenhaus mit Aufzug im südlichen Westflügel. Es soll gemeinsam mit der 2012 übergebenen Herzogstreppe den nahezu barrierefreien Rundgang durch die Ausstellungsbereiche des Schlosses gewährleisten und zudem das Ekhof-Theater im Westturm barrierearm erschließen. Der Rohbau war 2022 fertig. Die Ausbauarbeiten beginnen im Januar 2024. Bei den parallel zu den Arbeiten am Westflügel laufenden Voruntersuchungen für die weiteren Maßnahmen wurden am Ostturm schwere statische Schäden festgestellt. Als Ursachen wurden Baufehler seit dem 17. Jahrhundert und Überlastungen ermittelt. Der Ostturm musste gesperrt werden. Erst nach einer aufwendigen Notsicherung an tragenden Pfeilern im Kellergeschoss konnte er wieder betreten werden. Nun beräumte die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt rund 300.000 Bücher und ein 50 Tonnen schweres Stahlregalsystem, das in den 1970er Jahren eingebaut worden war. Damit war der Weg frei für die Fortsetzung der planerischen Arbeit. Ziel ist es, dass ein Teil der Bücher in den Turm zurückkehren kann. Untersuchungen im Nordflügel zeigten dringenden Handlungsbedarf im Bereich der Raumkunstwerke des 17. und 18. Jahrhunderts. Im Vorgemach der Herzogin weitete sich die Restaurierung des barocken Parketts zu einer umfassenden statischen Sicherung des darunter liegenden Deckentragwerks aus – die tragenden Balken waren teils deformiert, teils bereits zerfallen. Notgesichert wurde auch das Dachtragwerk des nördlichen Orangeriegebäudes (Orangenhaus), so dass die Innenräume bis zur notwendigen Sanierung weiter genutzt werden können.

Die ursprünglich bereitgestellte Summe von 60 Millionen Euro wurde 2021 durch beide Zuwendungsgeber auf insgesamt 110 Millionen Euro aufgestockt. Dafür wurden 50 Millionen Euro aus dem Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (Gesamtumfang: 200 Millionen Euro) reserviert. Die gemeinsame Finanzierung durch Bund und Land regelt eine 2021 geschlossene Vereinbarung zwischen Bund und Land. Die Aufstockung von 60 auf 110 Millionen Euro hat förder- und vergaberechtliche Fragestellungen neu aufgeworfen. In diesem Zusammenhang hat die STSG den Zuwendungsgebern 2021 einen Entwurf zur Gesamtplanung mit Maßnahmenkonzept für das aufgestockte Budget gemacht. Im Spätsommer 2023 konnte die STSG auf Grundlage der bestehenden Planungen mit Mitteln des Freistaats Thüringen die Ausbauarbeiten im Westflügel fortsetzen. Parallel begann, ebenfalls mit Landesmitteln, das Entfernen jüngerer Einbauten und veralteter technischer Anlagen im ersten Obergeschoss des Westflügels. Hierbei handelt es sich um Vorarbeiten für die Sanierung der Innenräume für die geplante museale Nutzung durch die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.

Große Baumaßnahmen sind mit Anstrengungen, Einschränkungen und Geduldproben für alle Beteiligten verbunden, aber auch mit Entwicklungschancen. Die Planungen und Baumaßnahmen werden regelmäßig mit den Nutzern Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt abgestimmt. Ziel ist es, die Einschränkungen im Betrieb möglichst verträglich zu halten und zugleich gemeinsam gute Nutzungsperspektiven für die langfristigen Konzepte der Institutionen zu entwickeln. Grundlage ist der 2007 gemeinsam beschlossene und seither im Dialog fortgeschriebene Masterplan für Schloss Friedenstein.

Ebenso wichtig wie große Sanierungsvorhaben ist der kontinuierliche Bauunterhalt. Neben dem täglichen Einsatz des STSG-Hände vor Ort gibt die STSG jedes Jahr rund 100.000 Euro für Pflegearbeiten und kleinere Reparaturen auf Schloss Friedenstein aus. Dazu gehört auch das häufig notwendige Modernisieren von Sicherheitstechnik für Gebäude und Nutzer.   Für die Pflege des Herzoglichen Parks wendet die STSG mehr als 500.000 Euro pro Jahr auf. Hier sind die Wechselbepflanzung im Orangerieparterre, die Rasen- und Gehölzpflege, die Instandhaltung der Wege wichtige Schwerpunkte. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den historischen Baumbestand bringen zunehmenden Aufwand für die Erhaltung des Gartendenkmals wie auch für die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher mit sich.

In großem Stil hat die STSG auf Schloss Friedenstein bereits vor Beginn des Förderprogramms saniert. 2004 übertrug die Stadt Gotha Schloss Friedenstein und den Herzoglichen Park Gotha an die STSG, die daraufhin mit dem Abbau des Sanierungsstaus auf Schloss Friedenstein begann – in zahlreichen aufeinander abgestimmten Einzelprojekten, größtenteils finanziert im Rahmen des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), aber auch mit Eigenmitteln der STSG. Daran knüpft das 110-Millionen-Euro-Programm an. Die wichtigsten Maßnahmen seit 2004 – Nordflügel: Sanierung von Dach und drittem Obergeschoss (Büroräume der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha) im östlichen Teil des Nordflügels über der Schlosskirche – Westturm: Dachsanierung – Westturm: Sanierung des dritten Obergeschosses für die Ausstellung „Tiere im Turm“ der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha – Ostflügel: Dachsanierung – Nordflügel: Schwammsanierungen über Stuckdecken – Schlossgebäude und Hof: Erneuerung der Entwässerungsanlagen und Grundleitungen – Pagenhäuser: Sanierung des östlichen Pagenhauses – Schlossgebäude: Sanierung der südlichen Schlosshofarkaden – Nordflügel: Schwammsanierung und Restaurierung der Erbprinzengemächer an der Nordwestecke des Schlosses – Nordflügel: statische Sanierung der Gruft unter der Schlosskirche – Ostflügel: Sanierung und Restaurierung der Herzogstreppe (nördliches Treppenhaus) einschließlich Aufzug – Westflügel: Schaffung einer Ausstellungshalle für die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha – Schlosshof: Restaurierung des Zisternengewölbes und Ausbau als Löschwasserzisterne – Orangerie/Lorbeerhaus: Sanierung und Restaurierung Mittelpavillon und Westtrakt – Orangerie: Neubau des Kamelienhauses (Spendenprojekt) – Westflügel: Dachsanierung und Rohbau Erschließungstreppenhaus – Ostturm: Notsicherung der Baukonstruktion – Nordflügel: Notsicherungen im zweiten Obergeschoss – Nordflügel: statische Sicherung im Vorzimmer der Herzogin Hinzu kommen mehrere teils spendenfinanzierte Restaurierungsprojekte, darunter: – Friedenskuss-Portal am Nordflügel – Vorgemach des Herzogs im Nordflügel – Portal der Schlosskirche – Orgelprospekt in der Schlosskirche – Wappen an den Schlosshofarkaden – aktuell: Altarbalustrade in der Schlosskirche Im Herzoglichen Park einschließlich Orangerie hat die STSG neben der kontinuierlichen Pflege unter anderem die Fassaden des Merkurtempels restauriert, Wege im Englischen Garten und einen Abschnitt des Leinakanals instandgesetzt und den Tannengarten mit der Freitreppe zum Herzoglichen Museum denkmalpflegerisch wiederhergestellt.