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- 21 Herrschaft Burgau
© Alexander Kühn
© Forschungsbibliothek Gotha
Das Wappen mit dem geflügelten Fisch trat schon Mitte des 13. Jahrhunderts auf Siegeln und Brakteaten der Herren von Lobdeburg auf. Der Wappenstein ist einer derjenigen, die wohl Mitte des 18. Jahrhunderts neu geschaffen worden sind, zeigen die einzelnen Elemente doch eine barocke Gestaltung. Während der Wappenschild einen geflügelten roten Fisch auf silbernem Grund zeigt, entspricht die Helmzier des Wappensteins der der Herrschaft Leuchtenburg mit einem silbernen Ring, auf dem sieben schwarze Straußenfedern aufgesteckt sind. Wie in der Vorlage aus dem Bestand der Forschungsbibliothek erkennbar ist, müssen die Helmdecken an dem gut erhaltenen Stein rot-silbern gefasst werden.
Das 1922 zur heute kreisfreien Stadt Jena eingemeindete Dorf Burgau liegt in einem Gewerbegebiet gegenüber der Altstadt von Lobeda. Die Burg inmitten der Aue stand auf einem Buntsandsteinfelsen direkt am Westufer der Saale und beherrschte einen wichtigen Flussübergang. Ab 1481 errichtete man anstelle einer hölzernen, eine steinerne neunbogige Brücke. Im Zweiten Weltkrieg teilweise gesprengt, ist die älteste noch vorhandene Saalebrücke jüngst wiederhergestellt worden. Die zweimalige Einnahme der Burg im sächsischen Bruderkrieg 1447 und 1450 zog ihre Bausubstanz offensichtlich stark in Mitleidenschaft. Als Amtssitz noch bis Mitte des 16. Jahrhunderts genutzt, wurden die Gebäude 1753 vollständig abgetragen. Auf dem vom Burggraben umgebenen Plateau der Kernburg, steht die 1906 errichtete neoromanische Villa Binder, auch Binderburg genannt.
Der Ort Borgowe wurde 1257 im Zusammenhang mit den Herren von Lobdeburg erstmals erwähnt, von denen sich offenbar Ende des 13. Jahrhunderts eine Nebenlinie, die sich „von Burgau“ nannte, ableitet. Vermutlich war ein Teil der Burg bereits 1300 durch die Ehe Friedrich des Freidigen mit Elisabeth von Lobdeburg-Arnshaugk auf die Wettiner gekommen. 1305 wurde „des Markgrafen Hause zu Burgau“ erwähnt. Zu dieser Zeit saßen die Herren von Lobeda-Burgau in der „unteren Lobdeburg“, der Burg der Stadt Lobeda. Sie traten 1327 ihre letzten Rechte an Burgau den Wettinern ab. 1358 wurde auch die untere Lobdeburg als landgräfliches Lehen bezeichnet, 1448 starb der Zweig Lobdeburg-Burgau aus. 1349 war Burgau wettinisches Amt, dazu gehörte die umliegende Gegend bis nach Rothenstein.
Seit dieser Zeit wurde Burgau von den Wettinern ausgiebig als Aufenthaltsort genutzt. Insbesondere hielt sich Markgräfin Katharina von Henneberg, die Gemahlin Friedrich III. des Strengen, monatelang mit ihrem Hoflager in Burgau auf. Der Grund der langen Aufenthalte lag offensichtlich am Wein, der aufgrund des wärmeren Klimas im 14./15. Jahrhundert um Jena und Burgau hervorragend gedieh. Ein Lehnsverzeichnis des Amts Burgau von 1381/1400 weist umfangreiche Weinberge und Weingärten auf. Burgau war das wichtigste Weinanbaugebiet der Wettiner, weshalb das Doppelamt Jena-Burgau 1411 zwischen den Brüdern Friedrich der Sanftmütige und Wilhelm der Reiche aufgeteilt werden musste. Die Herzöge Johann der Beständige und Friedrich der Weise tauschten 1478 sogar den thüringischen Teil des Amts Freiberg in Sachsen gegen das Amt Burgau ein, um sich ihre Weinversorgung zu sichern. Nach der Leipziger Teilung 1485 wurden die ernestinischen Ämter Jena und Burgau endgültig zusammengelegt. Von 1603 bis 1918 gehörte Burgau zum Herzogtum Sachsen-Weimar.