Untersuchungen am Alten Nordflügel von Schloss Sondershausen | Statische Sicherung wird vorbereitet

Erstellt am 15. Mai 2023 

Auf Schloss Sondershausen startet ein Großprojekt im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG). Im Fokus stehen dringend notwendige statisch-konstruktive Sicherungen am Alten Nordflügel mit dem Schlossturm und dem Ost- und Südflügel sowie ein erster Sanierungsabschnitt am Dach. Ein beauftragtes Planungsteam hat seine Arbeit aufgenommen und ermittelt derzeit die Grundlagen für das aufwendige Sanierungsvorhaben. Es handelt sich um eines der größten von insgesamt 23 Einzelprojekten im Rahmen des SIP I.

Die Belastungen und Schäden am Alten Nordflügel sind groß und komplex. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet, wurde der Schlossflügel im Laufe der Jahrhunderte aufgestockt und das ursprüngliche Baugefüge durch Umbauten an Dach, Decken und Wänden durcheinandergerüttelt und belastet. Zusammen mit schwierigen Baugrundverhältnissen, starken Bodensetzungen – bedingt durch den regionalen Bergbau – und hohen Nutzungslasten entstanden große Schäden, die in Wechselwirkung miteinander stehen. Aufgrund der komplexen Schäden wurden in den vergangenen Jahrzehnten Notsicherungen in den Schlossräumen von der Schlosskirche bis zum Keller notwendig. Große Bereiche des Alten Nordflügels mussten bereits beräumt werden.

Im Rahmen des SIP I soll das statische Gefüge der Baukonstruktion nun dauerhaft gesichert werden – eine besondere Herausforderung nicht nur aufgrund der schweren Schäden auf einer Fläche von über 7.500 Quadratmetern. Hinzu kommt, dass ein Teil des Sanierungsbereichs, der imposante Südflügel, mit seinen sieben Geschossen und repräsentativen Raumhöhen bauordnungsrechtlich einem modernen Hochhaus gleichkommt und damit besonderen Vorgaben unterliegt.

Für die fordernde Aufgabe wurde ein Planerteam gebildet, bestehend aus Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen. Statiker, Restauratoren, Holzexperten, Bauforscher, Geologen, Haustechniker, Bauphysiker und Architekten arbeiten Hand in Hand. Das Team nimmt derzeit die historische Bausubstanz genau in Augenschein und erfasst die komplexen Schäden und deren Zusammenwirken. Die Untersuchungsergebnisse der Baufachexperten fließen in eine gemeinsame Vorplanung des Bauvorhabens ein, die vom Balken bis zum barocken Stuck alles mit in den Blick nimmt. Das Team plant, wie ein erster Bauabschnitt bestmöglich und denkmalgerecht realisiert werden kann.

Schloss Sondershausen war Residenzschloss der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen. Ab 1534 als Renaissanceschloss errichtet, wurde es im Laufe der Jahrhunderte zum Residenzschloss um- und ausgebaut. In den Bau des Alten Nordflügels wurde der Wohnturm einer mittelalterlichen Vorgängerburg einbezogen. Noch heute ist im Alten Nordflügel – neben Raumkunstwerken verschiedener Jahrhunderte – daher die älteste Bausubstanz des Schlosses zu finden. Mit der Maßnahme wird erstmals in seiner Geschichte das komplexe Baugefüge als Ganzes betrachtet und in die Kur genommen.

Das SIP I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten hat ein Volumen von 200 Millionen Euro, die Bund und Land jeweils zur Hälfte bereitstellen. Mit diesem Programm kann die STSG bis 2027 wesentliche Sanierungsschritte für viele ihrer Liegenschaften erreichen. Die vorgesehenen Maßnahmen sind in 23 Einzelprojekte in Kulturdenkmalen in ganz Thüringen aufgeteilt, die unabhängig voneinander vorangetrieben werden.

 

Abbildung:

Das Planungsteam begutachtet die Gründungsverhältnisse und den anstehenden Felsen unter den ältesten Schlossflügeln von Schloss Sondershausen, Foto: STSG, Jana Lorenz

 

Stiftung
Thüringer Schlösser und Gärten

Dr. Franz Nagel
Schloßbezirk 1
07407 Rudolstadt
T: 0 36 72 – 44 71 26
F: 0 36 72 – 44 71 29

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