Erstellt am 29. Januar 2024
Entschlammung des Greizer Parksees beginnt
Im Fürstlich Greizer Park beginnt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) mit der Entschlammung des 8,2 Hektar großen Parksees. In den nächsten Monaten wird der See mit Saugvorrichtungen von den Ablagerungen der letzten 150 Jahre befreit. Im Herbst 2024 wird der See dann abgelassen, damit 2025 wesentliche Uferbereiche saniert werden können. Gut 3,3 Millionen Euro kosten die Arbeiten, gefördert vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im Rahmen des Programms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ mit 3 Millionen Euro. Nach Abschluss der Maßnahmen wird der See stellenweise mehr als einen Meter tiefer sein als bisher und intakte Uferbefestigungen haben. Das Projekt dient zugleich der ökologischen und der gartenkünstlerischen Wiederherstellung des Parksees.
Zunächst wird eine Baustraße vom Parkeingang nahe dem Bahnüber-gang bis zum See gebaut. Durch die befestigte Fläche soll die Substanz des Parks geschont werden. Denn für die Entschlammung wird schweres Gerät benötigt. Für den ersten Schritt, eine Vorreinigung, werden Schwimmplattformen zum See geschafft. Die anschließende Nassentschlammung wird mit Saugmaschinen bewältigt, die den Schlamm in eine mehrstufige Aufbereitungsanlage am Ufer befördern. Dort wird dem Schlamm ein großer Teil des Wassers entzogen. Die Restprodukte werden dann per LKW zu einer Deponie gebracht. Die STSG rechnet mit bis zu 1.000 Fuhren. Insgesamt werden etwa zwei Drittel des im See vorhandenen Materials entfernt.
Für die Baustelle und deren Zufahrt müssen einige Wege für Gäste gesperrt bleiben. Der nördliche Parkeingang ist nicht nutzbar, eine vollständige Umrundung des Parksees ist während der Bauzeit für Spaziergänger nicht möglich.
Nach der Saison 2024 wird der See abgelassen. 2025 folgen dann Arbeiten an den Uferbefestigungen der Inseln und an der Ostseite. Hand-gerichtete Steinschüttungen werden dort für Stabilität sorgen. Ab-schließend werden nach gartendenkmalpflegerischem Konzept verlorengegangene Bäume und Gehölze nachgepflanzt.
Im Vorfeld hat die STSG das Projekt mit allen zuständigen Behörden abgestimmt. Immerhin müssen vielfältige ökologische Belange im Lebensraum Park berücksichtigt werden, aber auch die Transportwege und das Deponieren des schadstoffhaltigen Schlamms mussten genehmigt werden. Eine ökologische Baubegleitung und regelmäßige Inspektionen durch einen Kampfmittelräumdienst stellen sicher, dass brütende Tiere nicht gestört werden und keine Unfälle durch versunkene Munition zu befürchten sind.
„Künstlich angelegte stehende Gewässer müssen in größeren Abständen von 20 bis 30 Jahren entschlammt werden, um ihre Funktion als Biotope zu erhalten“, so Dietger Hagner, Gartenreferent der STSG. „Laub, Staub, Unrat und eingespülte Sedimente lagern sich im Lauf der Zeit am Boden ab und beeinträchtigen die Wasserqualität. Durch die geringer werdende Wassertiefe heizt sich der See dann schneller auf, was sich negativ auf Flora und Fauna auswirkt. Vor allem im städtischen Raum sind solche Lebensräume wichtig für Pflanzen und Tiere. Der künstlich angelegte Greizer Parksee kombiniert diese ökologische Funktion mit seiner Wirkung als zentrales Element des Gartenkunstwerks. Mit der Entschlammung sichern wir nicht zuletzt ein Alleinstellungsmerkmal des Fürstlich Greizer Parks – die außergewöhnliche Artenvielfalt.“
STSG-Direktorin Dr. Doris Fischer ist dankbar für die umfangreiche Förderung durch den Bund: „Die Entschlammung eines so großen Parksees ist ein gewaltiger Aufwand mit erheblichen Kosten. Solche Maßnahmen sind von großer denkmalpflegerischer und ökologischer Wirkung, aber aus unserem jährlichen Haushalt nicht zu stemmen. Wir sind deshalb außerordentlich dankbar für die umfangreiche Förderung durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und die Aufstockung durch die Thüringer Staatskanzlei. Mit dem Projekt machen wir den Parksee für die nächsten Generationen fit. Davon profitieren Greiz und unsere Gäste im Park, vor allem aber ist es ein wichtiger Schritt für den Erhalt der Arten.“
Bedeutsam ist der See als entscheidendes Gestaltungselement des Fürstlich Greizer Parks. Bis etwa 1800, als sich der damals barocke Garten auf den Bereich um das Sommerpalais beschränkte, blieb der Teich ein Nutzgewässer. Erst mit der Neugestaltung als Landschaftspark geriet er ins Visier der Gartenkünstler. Zum zentralen Gestaltungselement wurde er ab 1873. Damals wurde die Eisenbahn durchs Elstertal gebaut, und Fürst Heinrich XXII. Reuß Älterer Linie handelte eine hohe Entschädigungssumme dafür aus, dass der Bahn-damm direkt am Rand des Parks gebaut werden durfte. Mit den Ein-nahmen konnte er den Park auf die ganze gut 40 Hektar große Auenfläche ausdehnen und den gefragten Gartenkünstler Eduard Petzold für Entwürfe bezahlen. Für die Ausführung engagierte er dessen Schüler Rudolph Reinecken, der eigene Akzente setzte und 50 Jahre im Dienst blieb. Für beide stand neben dem Blumengarten und dem Pleasureground direkt am Sommerpalais die Umgestaltung des Teiches zu einem Parksee im Mittelpunkt.
Der See ist ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere, und er nimmt auch deren Hinterlassenschaften auf. Sie verrotten und setzen sich als Schlamm am Boden ab. Über die vergangenen Jahrzehnte hat sich im Parksee so viel Material angesammelt, dass der See etwa die Hälfte seiner ursprünglichen Tiefe verloren hat. Damit haben sich Wasservolumen und Wassertiefe im See verringert. Der Nährstoffgehalt ist dadurch höher, auch die Wassertemperatur steigt schneller an. Der See kann also Umwelteinflüsse und Temperaturschwankungen weniger gut abfedern und die Gefahr des sogenannten Umkippens steigt. Beispielsweise hat der See der Blaualge, einem Giftstoffe absondernden Bakterium, im aufgeheizten Zustand weniger entgegenzusetzen. Die Probleme haben sich in den vergangenen Jahren mit ihren Auswirkungen des Klimawandels verschärft.
Abbildungen:
See im Fürstlich Greizer Park, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Mario Männel
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