Ein klingendes Juwel erstrahlt wieder | Das restaurierte Schallhaus auf Schloss Heidecksburg wird eröffnet

Erstellt am 7. September 2020 

Auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt ist ein überregional einzigartiger Schatz gehoben – das Schallhaus im Schlossgarten wurde saniert und kann nach vielen Jahrzehnten wieder Musikliebhaber erfreuen. Am 5. September wurde es der Öffentlichkeit übergeben.

Das im 18. Jahrhundert aus dem Umbau eines älteren Gartenhauses hervorgegangene Schallhaus war im 20. Jahrhundert zusehends verfallen. Seine Sanierung ist ein großer Erfolg bürgerschaftlichen Engagements. Der 2007 gegründete Förderverein Schallhaus und Schlossgarten e.V. beförderte die Erforschung und Restaurierung unermüdlich mit Spenden und Veranstaltungen, unterstützt vom Rotary Club Rudolstadt, dem Lions Club Rudolstadt und zahlreichen Einzelspendern. Mehr als 100.000 Euro kamen auf diese Weise zusammen. 2018 stieg die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit einer großzügigen privaten Spende von mehr als 300.000 Euro in das Projekt ein und ermöglichte so den zügigen Abschluss der Wiederherstellung, die insgesamt gut 550.000 Euro kostete.

In den vergangenen zwei Jahren wurden mit den Mitteln der DSD die Fassaden und der Innenraum in der farbigen Gestaltung der Zeit um 1800 restauriert. Bereits zuvor waren schrittweise der einzigartige Schallsaal im Dachgeschoss, Holzgeländer, Türen, Fenster und viele andere Elemente wiederhergestellt worden. Das erneuerte Schieferdach stammt bereits vom Anfang der 1990er Jahre, als das Bauwerk vor dem Verfall gerettet werden musste.

Eine Rarität ist das Schallhaus aufgrund seiner besonderen Raumkonstellation, die extra für das Musizieren geschaffen wurde. Unter seiner großen Schieferhaube verbirgt sich ein kuppelförmiger Schallsaal, der durch eine Öffnung im Boden mit dem ebenerdigen Gartensaal verbunden ist. Das Schallhaus diente vor allem höfischen Festen und Konzerten. Unten hielt sich das Publikum auf, während oben die Musiker platziert wurden. Die musikalischen Klänge wurden von der Schallkuppel reflektiert und drangen durch das Schallloch nach unten, wo sie als sphärisch schwebende Musik erlebt werden konnten. Dieser Effekt war vor allem im Barock beliebt. Da die Schallkuppel mit ihren speziellen Klangeffekten später an Bedeutung verlor, sind kaum noch Beispiele erhalten.

Die Ursprünge des Schallhauses liegen in einem steinernen Gartenhaus, das spätestens in den 1690er Jahren entstand. Es markierte den Kreuzungspunkt von Gartenwegen und verfügte über einen Altan, von dem aus der Garten überblickt werden konnte. 1730 wurde der Altan aufgegeben und die große geschweifte Dachhaube aufgesetzt. Im neu geschaffenen Dachgeschoss fand der Schallsaal Platz. Der ebenerdige Gartensaal wurde mit Stuckaturen ausgestattet, die Fassaden waren mehrfarbig gefasst. Als um 1800 der barocke Schlossgarten zum Landschaftsgarten umgestaltet wurde, kam es auch zu Veränderungen am Schallhaus. Die Fassaden wurden monochrom in einem Ockerton gestrichen, den von den Stuckaturen befreiten Innenraum dominierte nun die Farbe Blau mit feinen gemalten Ornamenten in Grautönen. Dieses jüngste Erscheinungsbild war nach 200 Jahren noch in Teilen erhalten und bildete die Grundlage für die nun abgeschlossene Restaurierung.

Zur Eröffnung erscheint in der Reihe der Bildhefte der Gesellschaft für Thüringer Schlösser und Gärten eine handliche Publikation zum Schallhaus. Sie kann über den Buchhandel und im Onlineshop unter www.thueringerschloesser.de erworben werden.

 

Fotos: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, C. Beyer

 

Stiftung
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