Residenz des Hauses Schwarzburg-Rudolstadt, unregelmäßiges dreiflügeliges Schloss mit repräsentativem Corps de logis des Barock und einzigartigen Prunkräumen, Wohnflügeln, Marstall, Reithalle und Schlossgarten.
„Diese Gegend wird Ihnen lieb sein, mir brachte sie gestern einen Eindruck von Ruhe in der Seele, der mir innig wohltat“ – so lockte Charlotte von Lengefeld ihren späteren Gatten Friedrich Schiller zu einem Sommeraufenthalt nach Rudolstadt. Er kam, bezog im Vorort Volkstedt Quartier und schrieb wenige Tage später einem Freund, dass er von seiner Wohnung aus eine sehr reizende Aussicht auf die Stadt genieße, „die sich am Fuße eines Berges herumschlingt, und von weitem schon durch das fürstliche Schloss, das auf die Spitze des Felsens gepflanzt ist, sehr vorteilhaft angekündigt wird."
Dieser einladende Blick auf die sich 60 Meter über der Stadt an der Saale erhebende Anlage ist bis heute unverstellt möglich. Neben Schiller und Goethe kann die Stadt auf weitere große Namen verweisen, darunter die Gebrüder Humboldt, Arthur Schopenhauer sowie die Musiker und Komponisten Nicolo Paganini, Franz Liszt und Richard Wagner. Sie beförderten das Streben des höfischen Rudolstadts, ein „Klein-Weimar“ zu sein.
Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erlebte die Residenz Rudolstadt eine bemerkenswerte Blüte auf vielen Gebieten. Besonders unter dem kunstsinnigen, von 1744 bis 1767 regierenden Fürsten Johann Friedrich genossen die Wissenschaften, die Künste und da insbesondere die Musik, eine großzügige Förderung. Auch das Schul- und Kirchenwesen, der Handel mit Wald- und Zierglas sowie die Fayence- und Porzellanmanufaktur waren sich der Gunst des Regenten sicher. Hatte Kaiser Leopold I. bereits 1697 unter Protest der Ernestiner zwei Linien der Schwarzburger Grafengeschlechter in den Reichsfürstenstand erhoben, wurde im Juni 1710 auch dem Haus Schwarzburg-Rudolstadt diese Aufwertung zuteil. Ein standesgemäßes Residenzschloss war die Heidecksburg jedoch bis dahin nicht.
An die Burganlage der Grafen von Orlamünde aus dem 13. Jahrhundert, welche die Schwarzburger im Jahr 1334 erwarben, erinnern nur noch Gewölbe und Mauerreste in den Kellerbereichen des Schlosses sowie die Umfassungsmauer der unteren Gartenterrasse (ehemaliger Schlossgarten). Diese und noch mindestens eine weitere nachweisbare Vorgängerburg hatten Brandkatastrophen weitgehend zerstört. Auch das letzte Großfeuer auf dem Burgberg im Jahr 1735 war verheerend. Der damals regierende Fürst Friedrich Anton, dessen Büste die hofseitige Mittelachse des Westflügels schmückt, nutzte allerdings diese Chance zum Bau eines Residenzschlosses, das unter geschickter Einbeziehung vorhandener Bauteile den allseits gewachsenen Repräsentationsansprüchen genügen sollte.
Die Bauaufgabe vertraute er dem sächsischen Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel (1686-1752) an, der sich vor allem mit dem Neubau des Westflügels bleibend einbringen konnte. Dessen Fassaden und die Anordnung der frei voneinander begehbaren Räume/Appartements verraten Knöffels Orientierung am französischen Vorbild. Finanzprobleme und schon während der Bauausführung auftretende erhebliche Schäden führten zur Ablösung Knöffels. Zum „Fürstlichen Baudirektor“ wurde an seiner Stelle im Mai 1743 der im benachbarten Weimar tätige Baumeister Gottfried Heinrich Krohne (1703-1756) ernannt.
Zum weithin sichtbaren Zeichen seines Wirkens wurde der 40 Meter hohe barocke Schlossturm. Im Inneren erzählen die Entwürfe zur Ausstattung vieler repräsentativer Räume, allen voran als vielbewunderte Glanzleistung bis heute der Heiterkeit verbreitende, zwölf Meter hohe Rokoko-Festsaal, vom Können des Weimarer Architekten. Die Gestaltung Krohnes für den im Grundriss ursprünglich rechteckigen Festsaal, der durch zwei Geschosse geführt ist, ließ einen der bemerkenswertesten Rokokosäle in Deutschland entstehen. Dessen erlesene Ausstattung durch namhafte Stuckateure, Bildhauer und Maler erhebt ihn zu einem unter den Thüringer Schlössern einmaligen Gesamtkunstwerk. Vom Fußboden über den Stuck und die Malereien bis zu Spiegeln und den Arbeiten aus Schmiedeeisen am Balkon für die Hofmusik, ist das eine auf das andere abgestimmt, scheint alles nur für diesen Raum geschaffen.
Nicht minder prächtig präsentieren sich beim Rundgang durch das Schloss unter anderem das Spiegelkabinett, verschiedene Appartements und kleine Säle. Wandelnd über den Hof in historischer Pflasterung, vorbei an Pferdeschwemme und Schönem Brunnen gelangt der Besucher zu den Terrassen. Die mittleren Terrasse dominiert das Reithaus mit den Resten einer seltenen frühbarocken Fassadenmalerei. Die untere Terrasse war zunächst eine barocke Gartenanlage, ehe sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Sinne eines Landschaftsgartens umgestaltet wurde. Eine besondere Rarität ist das barocke, später umgestaltete Schallhaus mit einem der weingen erhaltenen Schallsäle.
Auf Schloss Heidecksburg haben ihren Sitz das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg mit seinen Sammlungen, das Thüringische Staatsarchiv Rudolstadt sowie die Verwaltung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Mit dem bis 2017 sanierten Reithaus steht ein modern ausgestatteter Veranstaltungssaal zur Verfügung.