Sanierungsmarathon für Kulturdenkmale

Das Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

200 Millionen Euro soll die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) in der Programmlaufzeit bis 2027 umsetzen, wobei der Abschluss der Maßnahmen auch nach 2027 gesichert ist. Sie stehen für die Sanierung ausgewählter Monumente, jeweils zur Hälfte finanziert von Bund und Land. Die Voraussetzungen dafür haben die frühere Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters und Thüringens Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff im Juni 2021 mit einer Verwaltungsvereinbarung geschaffen. Grundlage dafür ist ein Maßgabebeschluss im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages vom November 2020. Mit dem Sonderinvestitionsprogramm I kann ein großer Schritt nach vorn gemacht werden. Der gesamte Sanierungsbedarf für die derzeit 31 Liegenschaften der Stiftung wird auf mehr als 500 Millionen Euro geschätzt.

Der Zeitrahmen ist sportlich, die Aufgabe groß. Das Investieren von Millionensummen in Denkmale innerhalb weniger Jahre bringt im Vergleich zum Neubau komplexe Herausforderungen mit sich. Die Maßnahmen erfordern sensibles Vorgehen und sind deshalb zeitintensiv. Die STSG hat deshalb den Zuwendungsgebern einen Plan zur Umsetzung des Sonderinvestitionsprogramms vorgelegt, ausgerichtet nach Dringlichkeit und Machbarkeit. Meist handelt es sich um akut notwendige Maßnahmen zum Erhalt der Denkmalsubstanz. Zum Teil rücken aber auch lang ersehnte Nutzungen endlich in greifbare Nähe, nicht zuletzt einige Verbesserungen für die Museen in den Liegenschaften.

Schloss Sondershausen

Nicht alle wünschenswerten oder auch nur notwendigen Maßnahmen können innerhalb des SIP I berücksichtigt werden. Vielmehr musste nach mehreren ineinandergreifenden Kriterien abgewogen werden. Wichtigste Maßstäbe sind die denkmalpflegerische Dringlichkeit und die Machbarkeit des Gesamtpakets im Förderzeitraum. Hinzu kommen dringend erforderliche Verbesserungen in den Arbeitsbedingungen für museale Nutzer sowie eine möglichst breite Berücksichtigung der Regionen Thüringens. Darüber hinaus sollen unterschiedliche Investitionsvolumina, voneinander abgrenzbare Teilprojekte und Vorbereitungsstände von Maßnahmen einen gestaffelten Einstieg in die eigentlichen Baumaßnahmen ermöglichen – ein entscheidender Faktor angesichts knapper personeller Ressourcen und der angespannten bauwirtschaftlichen Lage. Vor allem aber soll damit der Einsatz der Mittel auch unter Berücksichtigung der aktuellen Kostensteigerungen zeitnah sichergestellt werden.

 

Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden

23 Projekte in 13 Liegenschaften hat die durch die Zuwendungsgeber eingesetzte Baukommission bis Leistungsphase 3 (nach HOAI) bestätigt. 5 Projekte hat die Kommission mit Blick auf die derzeit nicht prognostizierbaren Baupreissteigerungen zurückgestellt.

Ranis Castle

 

Das Gesamtvolumen des SIP I beläuft sich auf 200 Millionen Euro. In Abstimmung mit den Zuwendungsgebern Bund und Land wurde folgende Aufteilung festgelegt:
– Aufstockung 60-Millionen-Euro-Projekt Schloss Friedenstein: 50 Millionen Euro (Gesamtvolumen: 110 Millionen Euro)
– Reserve für ggf. an die STSG zu übertragende Liegenschaften: 20 Millionen Euro
– für Unvorhersehbares nicht fest verplant: 5 Millionen Euro
– für die Projekte innerhalb des SIP I: rund 125 Millionen Euro

Projekte im SIP I

Die angegebenen Summen enthalten jeweils die zu berücksichtigen Personal- und Sachkosten sowie eine Risikovorsorge. Durch die zurückgestellten Projekte stehen für die Risikovorsorge derzeit zusätzlich pauschal knapp 12 Millionen Euro bereit.

Schloss Heidecksburg Rudolstadt: 21,7 Millionen Euro
– Nord- und Westflügel (Dachsanierung, barrierearme Erschließung, Objektsicherheit)
– Marstall (Gesamtsanierung)
– Säulensäle im Südflügel (Sanierung für Staatsarchiv Rudolstadt)

Schloss Sondershausen: 20,7 Millionen Euro
– Alter Nordflügel (Sanierung der Baukonstruktion, barrierearme Erschließung), Süd- und Ostflügel (Dachsanierung)
– Entwässerungssystem mit Löschwasserzisterne
– Jägerhaus (Gesamtsanierung)
– Westflügel (Fenstersanierung)
– zurückgestellt: Schlosspark (Sanierung von Brücken und Wegen)

Schloss Bertholdsburg Schleusingen: 10,4 Millionen Euro
– Sanierung der Schlossbrücke mit Umfeld
– Sanierung von Innenräumen im Süd- und Westflügel, Verbesserung der Barrierefreiheit

Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden: 11,7 Millionen Euro
– Südflügel mit Schlosskirche (Dachsanierung, Erweiterung des Museumsrundgangs)
– Instandsetzung der Stützmauern

Schloss Schwarzburg: 6 Millionen Euro
– barrierearme Erschließung des Hauptgebäudes
– zurückgestellt: Schaffung von Depotflächen im Hauptgebäude

Schloss Altenstein: 13 Millionen Euro
– Abschluss der Gesamtsanierung (Innenausbau, Küchenbau, Terrassen, Ruine Bergfried)

Dornburger Schlösser: 10 Millionen Euro
– Renaissanceschloss (Sanierung von Dach, Baukonstruktion und Fassaden, Objektsicherheit)
– zurückgestellt: Restaurierung der Metallgitter um das Rokokoschloss

Burg Weißensee: 3 Millionen Euro
– Palasturm (Sanierung der Turmhaube)
– Ringmauer (Sanierung eines Teilabschnitts)

Burg Ranis: 8 Millionen Euro
– Torhaus (statische Sicherung, Sanierung von Dach und Fassaden)

Wasserburg Kapellendorf: 5 Millionen Euro
– Prinzessinnenbau (Sanierung von Dach und Fassaden)

Schloss Molsdorf mit Park: 8 Millionen Euro
– Untersuchungsmaßnahmen am Schloss
– Parkpavillon (Gesamtsanierung und Umfeld)
– zurückgestellt: Sanierung des Parkteichs

Burgruinen: 1,2 Millionen Euro
– Burgruine Bad Liebenstein (Ruinensicherung)
– Burgruine Ehrenstein (Ruinensicherung)

Schloss und Park Wilhelmsthal bei Eisenach: 6 Millionen Euro
– zurückgestellt: Neues Schloss (Sanierung des nördlichen Pavillons und der Kolonnade, Restaurierung des Telemannsaals)
– zurückgestellt: Wasser, Abwasser, Versorgungsmedien

Zu den bisher über Leistungsphase 3 hinaus genehmigten Projekte gehören beispielsweise:
– Schloss Sondershausen, Fenstersanierung am Westflügel: 750.000 Euro (Planungs- und Baukosten)
– Schloss Altenstein: 12,6 Millionen Euro (Planungs- und Baukosten)

Burg Weißensee

Nur in Ausnahmefällen geht es bei den geplanten Investitionen um vollständige Sanierung und Restaurierung. Es werden aber überall wesentliche Sanierungsabschnitte möglich, die zum Teil bereits seit langem Dringlichkeit besitzen, aber im Rahmen des bisherigen Budgets der STSG allein nicht zu stemmen waren. Zudem stellt die STSG Überlegungen an, welche Liegenschaften für ein weiteres Sonderinvestitionsprogramm in Frage kommen könnten. Thüringens Kulturmminister Hoff wird bereits im Jahr 2024 darüber mit der BKM in Verhandlung treten.

Die Baumaßnahmen werden gestaffelt angeschoben. Schneller geht es, wo Planungen bereits vorliegen und das Volumen überschaubar ist. Wo noch aufwendige Untersuchungen die Planung auf sichere Füße stellen müssen, werden die Planungen mehr Zeit in Anspruch nehmen. Aber auch wenn Maßnahmen noch nicht sichtbar sind – intensiv gearbeitet wird überall. Nicht zuletzt ist das transparente und regelkonforme Investieren von Steuermitteln in so großem Umfang auch eine anspruchsvolle administrative Aufgabe.

Parallel zum Sonderinvestitionsprogramm I erhält die STSG Projektmittel für Digitalisierung und kulturelle Bildung vom Bund. Bis 2024 hat sie damit die Chance, die Vermittlung und die Erlebnisqualität in vielen ihrer Liegenschaften mit eigenen Angeboten deutlich zu verbessern.

Stiftung
Thüringer Schlösser und Gärten

Schloss Heidecksburg
Schloßbezirk 1
07407 Rudolstadt
T: 0 36 72 – 44 70
F: 0 36 72 – 44 71 19

E-Mail: stiftung (at) thueringerschloesser.de