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Schlosspark Wilhelmsthal
Sommersitz mit Pückler-Park nahe der Wartburg
Acht Kilometer südlich von Eisenach liegen Schloss und Park Wilhelmsthal im Tal der Elte. Der Bach Elte wurde Anfang des 18. Jahrhunderts zu einem See angestaut, der noch heute zentraler Bestandteil der Gartenanlage ist. Der Landschaftspark aus dem späten 18. Jahrhundert wurde durch Fürst Hermann von Pückler-Muskau und Hermann Jäger umgestaltet.
Die südlich von Eisenach gelegene Schlossanlage ist nach ihrem Erbauer Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Eisenach benannt. Mit dem Ausbau des Jagdschlosses zur Sommerresidenz entstand auch ein Barockgarten. Unter Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach begann ab 1795 die Umgestaltung der inzwischen vernachlässigten Anlage in einen Landschaftsgarten mit zahlreiche Blumenpflanzungen und exotischen Gehölzgruppen. Mitte des 19. Jahrhunderts veranlasste Großherzog Carl Alexander die Erneuerung der Gartenanlagen. Für die Gestaltung konnte Fürst Hermann von Pückler-Muskau und der Hofgärtner Hermann Jäger gewonnen werden. Im 20. Jh. wurde das Schloss als Lazarett, Kinderheim sowie für ein Pionierlager genutzt. Die damit verbundenen baulichen Änderungen und mangelnde Pflege Parks führten zu einem starken Verfall der ursprünglichen Gestaltung, der gestoppt werden konnte. Die harmonische Einbindung des Schlosses und der Parkanlage in die umgebende Landschaft machen das Ensemble zu einem einzigartigen Kulturdenkmal.
Seit dem 16. Jahrhundert wurde das Areal um die Hohe Sonne von den ernestinischen Landesherrn als Jagdgebiet genutzt. Historischer Ausgangspunkt der Schlossanlage ist das Corps de Logis, auch Altes Schloss genannt, das zu Beginn des 18. Jahrhunderts frühere Jagdhäuser ersetzte. Südlich des Alten Schlosses wurde zunächst der „obere Garten“ angelegt, dem später auf dem zum See hin abfallenden Gelände vor dem Schloss ein terrassierter Lustgarten als Pendant hinzugefügt wurde. Diese auf das Schlossgebäude ausgerichtete Gartenachse kreuzte eine von Nord nach Süd verlaufende Schlossachse, entlang derer sich neben dem Hauptbau pavillonartig zahlreiche weitere Logis- und Wirtschaftsgebäude paarweise gegenüber standen. 1719 kam der später in den Komplex des Neuen Schlosses eingebundene (heutigen) Telemann-Saal hinzu. Unter Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach erfuhr Wilhelmsthal in den Jahren 1743 bis 1748 eine Überarbeitung unter Leitung des Architekten Gottfried Heinrich Krohne (1703-1756). Die Schlossachse wurde an ihrem westlichen Ende mit einer Orangerie baulich geschlossen, die Gartenachse stärker betont, die regelmäßigen Anlagen erweitert. Wie sein Vorgänger legte Ernst August großen Wert auf die Nutzung des Sees mit Booten und Gondeln, die er nach venezianischem Vorbild zimmern ließ.
Nach einer langen Zeit des Verfalls und der nur notdürftigen Bestandssicherung unter Herzogin Anna Amalia zog Wilhelmsthal ab 1777 die Aufmerksamkeit des jungen Carl August (1757-1828) auf sich – wie bei seinen Vorgängern zunächst unter den Vorzeichen des Jagdvergnügens. Vor allem seine Gattin, Herzogin Louise (1757-1830), hielt sich trotz schlechten Bauzustandes jährlich im Sommer in Wilhelmsthal auf. Wirtschaftliche und ästhetisch-weltanschauliche Gründe führten zur Entscheidung für eine Umgestaltung der barocken Gartenanlage zu einem englischen Landschaftspark mit Übergängen in die umgebende Natur. In den 1790er Jahren wurde das Gelände um Schloss Wilhelmsthal nach Ideen, die Carl August selbst mit dem Eisenacher Baurat Georg Christian Sartorius (1774-1838) entwickelt hatte, vollständig umgestaltet: Unter Beteiligung der Gärtnerfamilie Sckell nahm man dem Seeufer seine streng regelmäßige Form, legte Baumgruppen und Sichtachsen an und entfernte die barocke Skulpturenausstattung. Unterhalb des Sees wurden ein Wasserfall und Brücken errichtet. Das am westlichen Waldrand gelegene reizvolle Schweizerhaus ist ebenfalls Bestandteil dieser Umgestaltungsphase. Auch in den Gebäudebestand griff Carl August ein. Gegenüber dem 1719 erbauten Festsaal ließ er durch Sartorius ein Pendantgebäude errichten und beide durch eine Kolonnade zum später so genannten Neuen Schloss verbinden. Die nun außerhalb dieses westlichen Abschlusses gelegenen Pavillongebäude wurden abgetragen. So gelang eine neue Ausrichtung des Komplexes auf den umgestalteten Park. An die Stelle der axialen Ausrichtung auf das Alte Schloss trat die malerische Einbettung des Neuen Schlosses in den Landschaftsgarten mit der Doppelfassade als Hauptansicht, die durch die Verbindung der beiden Saalgiebel mit der Kolonnade entstanden war. Nach dem Abschluss der Umgestaltungs- und Umbauarbeiten diente Wilhelmsthal regelmäßig als Sommerresidenz des Weimarer Hofes. Auch herrschaftliche Besucher wurden dort empfangen.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf Anordnung Carl Alexanders (1818-1901) der Park einer Erneuerung nach Plänen von Fürst Hermann von Pückler-Muskau und dem Hofgarteninspektor Hermann Jäger unterzogen. Man orientierte sich am Vorgefundenen, legte neue Pflanzungen und Wege an und sorgte dafür, dass der abermals verformte See seine Wirkung voll entfalten konnte. „Wilhelmsthal muß den Eindruck machen, als habe man den ehemaligen Urwald (von dem noch einige Bäume Zeugniß geben) nur deshalb gelichtet, um Raum für freundliche Wohnungen mit lichter Umgebung zu gewinnen, wobei ein tiefer Natursinn sorgfältig die schönsten Bäume schonte …“, schrieb Hermann Jäger 1853. Seit 2009 wurden Teilbereiche des Landschaftsparks wiederhergestellt.
Ausstattungsmerkmale
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Der Förderverein bietet einmal monatlich Führungen an.
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