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- 6 Herzogtum Jülich (Kopie)
© Alexander Kühn
© Forschungsbibliothek Gotha
Beim heute hängenden Wappenstein des Herzogtums Jülich handelt es sich um eine 1896 angefertigte Kopie des originalen Reliefs von 1650. Das Jülicher Wappen ist somit zweimal im Gothaer Schlosshof vertreten. Eigentlich gehört an diese Stelle der Wappenstein der Markgrafschaft Meißen. Das Wappenrelief der Markgrafschaft – wie auch alle weiteren aus dem Schlosshof – ist 1982 zur Restaurierung in den damaligen VEB Denkmalpflege Erfurt gebracht worden. Bei der Rücküberführung der unrestaurierten Steine in den 90er Jahren war dieser Stein jedoch nicht mehr auffindbar und gilt seitdem als verschollen. Die Fehlstelle nahm die übriggebliebene Kopie des Jülicher Wappensteins ein.
© Forschungsbibliothek Gotha
Das Wappen der Markgrafschaft Meißen ist ein doppelschwänziger schwarzer Löwe im Sprung auf goldenem Grund. Die Helmzier ist ein rot-silbern gestreifter Mannesrumpf mit bärtigem Haupt und mit rot-silbern gestreifter Mütze, dem sogenannten Judenhut, dem eine Quaste aus naturfarbenen Pfauenfedern anhängt. Die Helmdecken sind rot-silbern. Der Judenhut oder -kopf bezieht sich auf das alleinige Recht der Markgrafen, die Bürger jüdischen Glaubens zu besteuern und zu beschützen.
Die Markgrafschaft Meißen umfasste das südöstliche Gebiet des heutigen Bundeslands Sachsen, das eigentliche Obersachsen beziehungsweise den Meißnischen Kreis. Es entstand um 968 aus der Teilung der Sächsischen Ostmark, den ehemals slawischen Gebieten östlich der Saale. Markgraf war der Titel für einen Grafen als königlicher oder kaiserlicher Amtsträger, der eine Grenzmark zum Lehen hatte. Die Markgrafen gehörten dem Reichsfürstenstand an und waren somit den Herzögen gleichgestellt. Sitz der Markgrafen war seit 1046 die Burg Meißen. Daneben gab es noch die Burggrafen von Meißen. Ursprünglich entstammten die Markgrafen wechselnden Familien. Seit 1089 befand sich die Markgrafschaft fast ununterbrochen im Besitz der Wettiner (Heinrich I. von Eilenburg). Unter Konrad I. wurde das Lehen 1123 erblich. Die wirtschaftliche Grundlage des Gebietes war ab 1168 der Silberbergbau im Erzgebirge, die den für die Machtentfaltung der Wettiner notwendigen Reichtum erbrachte. Diese Markgrafschaft war das größte und wichtigste Gebiet der Wettiner, bis sie 1423 mit der Übertragung des Herzogtums Sachsen-Wittenberg und der Kurwürde von den ausgestorbenen Askaniern auf die Wettiner in dem Herzogtum Sachsen aufging. Damit verlor auch der Meißnische Löwe seine heraldische Dominanz zugunsten des Rautenkranzes.