Wappen 30 | Herrschaft Tautenburg

Herrschaft Tautenburg

© Alexander Kühn

Herrschaft Tautenburg

© Forschungsbibliothek Gotha

Der Wappenstein

Der ursprüngliche Wappenschild der Schenken von Vargula kommt schon im 13. Jahrhundert vor. Die Schenken stammten aus dem heutigen Ort Großvargula im Unstrut-Hainich-Kreis und hatten das Schenkenamt als eines der vier Hofämter der Thüringer Landgrafen inne. Ihr weit verbreitetes Geschlecht führte in allen Linien ein ähnliches Wappen (Schenken von Ebersburg, von Nebra, von Saaleck, von Dornburg und andere). Wie in der farbigen Vorlage aus dem Bestand der Forschungsbibliothek Gotha erkennbar, ist der Wappenschild mit sechs blauen Balken auf Silber schrägrechts geteilt. Die Helmzier auf dem eigentlich metallgrauen Helm sind ein Paar Büffelhörner, sparrenförmig wie der Schild von Blau und Silber mehrfach schräg gestreift auf einer goldenen Krone. Die Helmdecken sind ebenfalls blau-silber.

Die Burgruine ist erhalten

Die Gemeinde Tautenburg im Saale-Holzland-Kreis ist die Siedlung unter der erstmals 1223 genannten gleichnamigen Burg. Die wohl schon einige Jahrzehnte vor ihrer ersten Nennung entstandene Burganlage befand sich als Reichslehen im Besitz des in dieser Urkunde genannten Ritters Tuto de Tutenberc. Allerdings war die Tautenburg bereits 1227 in der Hand der Herren von Lobdeburg-Saalburg, die sie noch vor 1232 als Afterlehen an die Schenken von Vargula abtraten. Nach dem Tod Hartmanns von Lobdeburg-Saalburg wurden Letztere 1243 durch Kaiser Friedrich II. mit der Burg belehnt. Ab 1244 nannte sich eine Linie der Schenken nach der Tautenburg. 1343 waren die Grafen von Schwarzburg kurzzeitig die Lehnsherren, bis die Schenken sich 1345 mit ihrer Herrschaft der Lehnsoberhoheit der Wettiner unterstellten. Bei der Leipziger Teilung 1485 gehörte das Gebiet zum Erbland der Ernestiner, war jedoch immer noch reichsunmittelbar.

Nach der Niederlage der Ernestiner 1547 gingen mit dem an die Albertiner abzutretenden Thüringer Kreis auch diese Erbansprüche an den neuen Kurfürsten Moritz von Sachsen über. Jener versuchte, aus der bestehenden Lehnshoheit einen Anspruch auf die Landeshoheit abzuleiten, was im Falle der Herrschaft Tautenburg aber nicht gelang. Erst nach dem Absterben der Tautenburger Linie der Schenken im Jahre 1640 zogen die Albertiner die Besitzungen quasi als heimgefallene Lehen ein. 1652 teilte man die Herrschaft in die drei kurfürstlichen Ämter Tautenburg, Frauenprießnitz und Niedertrebra. Der Sitz des Amts Tautenburg lag auf der Burg, bis er 1776 nach Frauenprießnitz verlegt wurde. Das aus siebzehn Dörfern bestehende Amt Tautenburg gehörte von 1657 bis 1718 zum Sekundogenitur-Herzogtum Sachsen-Zeitz. Der Wiener Kongress 1815 sprach das Amt den Preußen zu, die es kurz darauf an das Großherzogtum Sachsen-Weimar abtraten. Mit der Vereinigung der Ämter Tautenburg und Bürgel verschwand 1822 die alte Herrschaft endgültig.

Die Burgruine Tautenburg liegt in Spornlage mitten über dem Ort. In der durch Gräben in Vor- und Kernburg geteilten Anlage blieb nur noch ein fünfeckiger Torturm aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhalten. Die bis 1776 als kurfürstlicher Amtssitz genutzte Burg wurde 1780/81 bis auf geringe Reste abgetragen, um die Steine für den Bau eines neuen Justiz- und Rentamts in Frauenprießnitz zu nutzen. Da die Ernestiner ihre Ansprüche auf die 1547 an die Albertiner abgetretenen Gebiete nie aufgaben, ließ Ernst der Fromme auch das Tautenburger Herrschaftswappen im Schlosshof aufhängen.

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