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Schlossgarten Bertholdsburg, Schleusingen
Schlossgarten mit Brunnenhaus in Schleusingen
Seit dem hohen Mittelalter nutzte man den westlich vor dem Schloss liegenden Bereich wohl als Turnierplatz. Mit dem Ausbau zum Renaissanceschloss wurde hier 1563/65 ein Schlossgarten angelegt. Auch das achteckige überdachte Brunnenhaus in der Nordostecke mit Rundpfeilern und gekuppelten Rechteckfenstern stammt vermutlich aus dieser Zeit. Sein ziegelgedecktes Zeltdach erhielt das Brunnenhaus um 1840. In den 1950er Jahren wurde das gesamte Gelände des Schlossgartens um 1,50 Meter angehoben.
Mit dem Umbau der Burg in ein Residenzschloss ab 1525 entstand ein repräsentativer Renaissancegarten. Maßgeblichen Einfluss auf die Gartengestaltung hatte Elisabeth I., Frau des Grafen Georg Ernst. Der Garten war durch einen Wassergraben in den mit Spalierobst bepflanzten Terrassenbereich mit Reitbahn und den Baumgarten geteilt. Das noch heute im Garten vorhandene Brunnhaus stammt ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert und ist die letzte erhaltene Gartenarchitektur aus dieser Zeit. Der Garten war mit Zierbeeten, einem Heckenlabyrinth und einem geometrischen Wegenetz gestaltet. Der Garten wurde bis 1739 intensiv genutzt und gepflegt. Nach dem Tod der Herzogin Marie Emilie, Frau des Herzogs Moritz Willhelm von Sachsen-Naumburg-Zeitz begann der Niedergang der Anlage durch Parzellierung und Verpachtung. Um 1830 büßte der Garten ein Drittel seiner Größe durch Straßenbauarbeiten ein.
1951 wurde der Schlosspark zum „Friedenspark“ als städtische Grünanlage umgestaltet, womit die letzten Strukturen des ehemaligen Renaissancegartens verschwanden. Die Neugestaltung des Gartens im Jahr 2001 greift durch die Bepflanzung der Terrassen mit Spalierobst und alten Rosensorten auf die historische Gestaltung zurück.
Im Zusammenhang mit dem Residenzbau des 16. Jahrhunderts entstand das Brunnenhaus im Schlossgarten. Dass das Brunnenbecken mit einer so außergewöhnlichen Architektur ausgezeichnet wurde, hängt vermutlich mit der Gründungssage von Stadt und Burg zusammen. Danach wurde die Tochter der Wassernixe verzaubert, die einst die Quellen der drei Flüsse Erle, Nahe und Schleuse behütete. Ein dort jagender Graf habe sie durch die Zauberformel „Sie liebe und siege“ erlöst und sich mit ihr vermählt. Die von ihm in der Nähe der Quellgrotte gegründete Stadt habe er daraufhin nach den Anfangsbuchstaben der Zauberformel SLUS Schleusingen genannt. Das Brunnenhaus ist als achteckiger Turm aus Sandstein mit Zeltdach errichtet. Im Erdgeschoss befindet sich umgeben von Rundsäulen das ebenerdige Brunnenbecken. Dem Innenraum verleiht ein gemauertes Rippengewölbe sakrale Wirkung. Das Obergeschoss wird durch eine außen angesetzte hölzerne Treppe erschlossen. Bis auf die Zugangsseite sind dort alle Wände mit renaissancetypischen Zwillingsfenstern durchbrochen, was dem Bau etwas Leichtigkeit verleiht. Der Innenraum ist mit einer flachen Holzdecke versehen. Mit Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz konnte 2020/21 die Außenhülle des Brunnenhauses restauriert werden.
Ausstattungsmerkmale
ganzjährig geöffnet
Mo - Fr 08:00 - 17:00 Uhr
Sa, So, Feiertage 10:00 - 18:00 Uhr
frei zugänglich
Kurzzeitparkplätze für PKW und Bus vor der Burg, sonst Parkplätze in der Stadt für PKW und Bus nutzbar (ca. 150 Meter und 500 Meter entfernt)